Die Wahrheit des tibetischen Buddhismus

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Sexuelle Skandale der Lamas und Rinpoches

über die Dalai Lamas

Bevor der Buddhismus in Tibet eingeführt wurde, hatten die Tibetaner "Bön" als Volksglauben gehabt. Bön verehrt Geister, Gespenster und Götter, um ihren Segen zu erhalten. Bön gehört also zu lokalen Volksglauben.

Während der chinesischen Tang Dynastie, führte der tibetische König Songtsän Gampo den Buddhismus in Tibet ein und machte ihn zur Staatsreligion. Der sogenannte "Buddhismus" ist aber tantrischer Buddhismus, der sich in der Spätzeit des indischen Buddhismus ausbreitet. Der tantrische Buddhismus wird auch "linkshändigen Pfad" genannt, weil er die tantrische sexuelle Praxis macht. Um zur tibetischen Kultur zu passen, wird der tantrische Buddhismus mit "Bön" gemischt. Er wird dann noch exzessiver wegen dessen Glaubens an Geister und Gespenster.

Der tantrische Meister Atiśa lehrte die tantrische Sex heimlich. Padmasambhava lehrte sie dann aber offen. Der tibetische Buddhismus weichte nicht nur von buddhistischen Lehren ab, sondern auch von buddhistischer Form. Der tibetische Buddhismus gehört nicht zum Buddhismus und muss "Lamaismus" genannt.

   
                  Die Legenden des Dalai Lama

Die Legenden des Dalai Lama

 


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Die Weltwoche Magazin, 04.03.2009, Ausgabe 10/09

Am 10. März jährt sich zum 50. Mal der Aufstand der Tibeter gegen China. Das geistige Oberhaupt, der Dalai Lama, wird im Westen verehrt wie ein Popstar. Seltsam. Der allseits verklärte Gottesstaat war ein korruptes Feudalsystem, das seine ärmlichen Untertanen knechtete.
Von David Signer


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Kürzlich konnte der Dalai Lama im Rahmen seiner jüngsten Europa-Reise in Baden-Baden den Deutschen Medienpreis entgegennehmen, der bereits Prominenten wie Nelson Mandela, Bill Clinton und Bono verliehen wurde. Am 10. März vor fünfzig Jahren erhoben sich die Tibeter gegen die chinesische Fremdherrschaft. Und es ist siebzig Jahre her, dass aus einem kleinen Bauernjungen «Seine Heiligkeit» wurde.

Im Winter 1937/1938 machte sich ein Suchtrupp aus der tibetischen Hauptstadt Lhasa in die Provinz Amdo auf. Die Delegation hielt Ausschau nach der Wiedergeburt des vier Jahre zuvor verstorbenen 13. Dalai Lama. Man hatte dessen Leiche einbalsamiert und auf den Thron gesetzt, als sein Kopf plötzlich zur Seite kippte und sein Gesicht nach Nordosten zeigte. Das war den Zeichendeutern am Hof ein Hinweis darauf, dass sein Nachfolger in dieser Richtung gesucht werden musste, was dann auch vom Staatsorakel bestätigt wurde.

Kumbum und von dort zu einem bestimmten Haus mit einer Dachrinne aus ausgehöhlten Wacholderästen. Die Reisenden klopften an die Türe und baten um Unterkunft. Sie hielten Ausschau nach einem Knaben, der – ebenfalls gemäss einer Vision – etwa zweieinhalb Jahre alt sein sollte. Diesen Jungen fanden sie. Er sprach den Anführer des Trupps unaufgefordert mit «Sera Lama» an, in Anspielung auf sein Kloster. Auch seine abstehenden Ohren galten als Zeichen seiner Buddha-Ähnlichkeit.

Ein paar Tage später kehrten die Besucher zurück, diesmal in offizieller Mission. Sie legten dem Kleinen eine Reihe von Gegenständen vor, die dem 13. Dalai Lama gehört hatten, zusammen mit ähnlichen, die nicht von ihm stammten. Der Junge erkannte die richtigen Objekte, indem er jeweils rief: «Das gehört mir! Das gehört mir!»

Die Spezialisten testeten noch andere Kandidaten, aber der Fall war klar: Der Junge, der seltsamerweise einen weiblichen Namen trug – Lhamo Dhöndup, «wunscherfüllende Göttin» –, war der 14. Dalai Lama.

Alle lieben den inzwischen 73-jährigen Dalai Lama. Spätestens seit Martin Scorsese 1998 dessen Autobiografie unter dem Titel «Kundun» ins Kino brachte, kennt das Schwärmen keine Grenzen mehr. Von Richard Gere über Brad Pitt, von Patti Smith über Peter Maffay, von Dolly Buster bis Robbie Williams: Alle verehren das nonstop um die Welt jettende geistliche Oberhaupt der Tibeter. Als der Dalai Lama vor drei Jahren die Schweiz mit seiner Gegenwart beehrte, pilgerten während seiner achttägigen Visite insgesamt 30 000 Menschen ins Zürcher Hallenstadion, um ihn zu sehen. Ebenso eindeutig wie die Idealisierung des Dalai Lama, den auch Leute, die sonst jedem Heldenkult abhold sind, «Seine Heiligkeit» nennen, ist für die meisten der Fall Tibet: Man ist sich einig, dass das Bergland vor dem Einmarsch der Chinesen ein Paradies von meditierenden Mönchen und glücklichen Bauern war, inmitten einer herrlichen Bergkulisse – und es längst wieder wäre ohne die bösen Besatzer.

In Wirklichkeit war Tibet bis vor fünfzig Jahren eine klerikal-feudale Tyrannei, ist vieles am verbreiteten «Allgemeinwissen» über das Land Wunschdenken, gibt es durchaus auch dunkle Stellen in der Biografie des Dalai Lama und mischt sich eine Menge Obskures in die esoterische Lamaismus-Schwärmerei. Aber da es nur wenig Berichterstattung vor Ort gibt, ist es nicht einfach, im Dschungel von exiltibetischer und chinesischer Propaganda die Wahrheit ausfindig zu machen.

Tyrannei der Gottesfürchtigen

Nach seiner «Entdeckung» wurde der junge Dalai Lama im Kloster Kumbum untergebracht. In seiner Autobiografie «Das Buch der Freiheit» beschreibt er die Einsamkeit in seiner neuen Rolle: «Meistens war ich ziemlich unglücklich. Ich begriff nicht, was es bedeutet, Dalai Lama zu sein. Ich empfand mich als kleinen Jungen unter vielen. Es war nicht unüblich, dass Kinder schon ganz jung ins Kloster kamen, und ich wurde so wie all die anderen behandelt.»

Anderthalb Jahre später, im Sommer 1939, reiste er schliesslich mit einer grossen Karawane in die 3600 Meter hoch gelegene Hauptstadt Lhasa, wo er die traditionelle Sommerresidenz des Dalai Lama, den Norbulingka, bezog. Seine Eltern wohnten in der Nähe. Manchmal schlich er sich in ihr Haus, aber offiziell durfte er sie nicht mehr besuchen. Im Winter 1940, er war gerade vier Jahre alt, wurde er offiziell als geistliches Oberhaupt von Tibet eingesetzt und bestieg den juwelengeschmückten Löwenthron im Potala, dem berühmten Palast mit seinen mehr als tausend Prunkräumen. Sein neuer Mönchsname war Tenzin Gyatso, «Ozean der Weisheit».

Die folgenden Jahre verbrachte der Dalai Lama, isoliert von seiner Familie und ohne Kontakt zu Gleichaltrigen, vor allem mit der mönchischen Ausbildung. «Das Studium war sehr einseitig und in vielerlei Hinsicht für einen Staatsmann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts denkbar ungeeignet», schreibt er in seiner Autobiografie. Während dieser Zeit lernte der Dalai Lama auch den österreichischen Bergsteiger und SS-Kämpfer Heinrich Harrer kennen, der Ende der vierziger Jahre in Lhasa lebte. 1952 veröffentlichte Harrer seine Erinnerungen «Sieben Jahre in Tibet», die seither vier Millionen Mal verkauft und in 48 Sprachen übersetzt wurden. Der Bestseller diente als Grundlage für den Film «Sieben Jahre in Tibet» mit Brad Pitt in der Hauptrolle. Das Buch war die Initialzündung für die jüngere westliche Tibet-Begeisterung.

Die weltferne Ruhe des Dalai Lama wurde jäh unterbrochen durch den Einmarsch der Chinesen in Osttibet. 1949 hatten die Kommunisten unter Mao Zedong die Macht übernommen und die Volksrepublik China ausgerufen. Wenige Monate später verkündete Radio Peking die Absicht, Tibet vom «britischen imperialistischen Joch» zu befreien und heim ins Mutterland zu holen. Im Oktober 1950 nahm die Volksbefreiungsarmee die Stadt Chamdo ein. Hals über Kopf übertrug die tibetische Nationalversammlung dem Dalai Lama im Alter von fünfzehn Jahren, drei Jahre früher als üblich, die Regierungsgeschäfte. Sein Hilfsappell an die Vereinten Nationen blieb, wegen des «ungeklärten Rechtsstatus Tibets», unerhört.

Tatsächlich war die völkerrechtliche Situation des Landes diffus. Vom 7. bis zum 10. Jahrhundert war Tibet ein mächtiges Reich, das auch Teile Indiens und Chinas beherrschte. Nach und nach schrumpfte dann sein Einfluss, und seit Beginn des 17. Jahrhunderts bestimmte Peking über das Land. 1904 fiel Tibet unter britische Herrschaft. Aber schon drei Jahre später erklärte ein Abkommen zwischen England, China und Russland Tibet zum chinesischen Protektorat. 1911 wurde der Kaiser in Peking gestürzt, seine Truppen verliessen Tibet, und der damalige Dalai Lama rief die Unabhängigkeit des Landes aus. Völkerrechtlich wurde die Deklaration nie wirksam, der Staat war politisch isoliert und wirtschaftlich kaum überlebensfähig.

Zwei Drittel Leibeigene

Das hing auch mit den anachronistischen, feudal-absolutistischen Verhältnissen zusammen. Das Tibet vor dem Einmarsch der Chinesen wird vom Dalai Lama und von seinen Fans gerne idealisiert. In Wirklichkeit herrschten dort gesellschaftliche Strukturen, die sich seit dem 10. Jahrhundert kaum verändert hatten. Zwei Drittel der Bevölkerung waren Leibeigene, das heisst auf Gedeih und Verderb vom Adel und von den Tausenden Klöstern abhängig. Durch die rigide Abschottung war das Land auch medizinisch, wissenschaftlich und technisch im Mittelalter stehengeblieben. Bildung und Gesundheitsversorgung existierten ausserhalb des Klerus schlichtweg nicht. Durch masslose Steuerpflichten ausgebeutet, lebten die meisten Tibeter in bitterer Armut. Wie in Indien gab es auch in Tibet eine rigide, kastenähnliche Hierarchie, die durch die buddhistische Karmalehre legitimiert wurde: Wenn einer wie ein Sklave leben musste, hatte das nichts mit Unterdrückung zu tun, sondern mit Schuld, die er in früheren Leben angehäuft hatte. Das Rechtswesen war hochkorrupt: Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts war es üblich, sich von der Strafverfolgung loszukaufen.

Wetterleuchten des Rückblicks

In der Autobiografie des Dalai Lama hingegen klingt es paradiesisch, wenn er sich ins Tibet seiner Jugend zurückversetzt: «Niemand muss sich allzu sehr ins Zeug legen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das Dasein ergibt sich wie von selbst, und alles läuft wunderbar.» Entsprechend unternahm er während seiner Regierung kaum Anstrengungen, das Land zu reformieren, ausser dass er die Vererbbarkeit von Steuerschulden aufhob. Dass politische Entscheidungen vor allem auf Orakel und Astrologie basieren, stellt für ihn, der sich sonst gerne demokratisch und fortschrittlich gibt, kein Problem dar. Zwar fordert er in seinem «Fünf-Punkte-Friedensplan» eine «Respektierung der demokratischen Freiheiten des tibetischen Volkes», aber selber hat er bis heute nicht einmal in den Exilgemeinden, geschweige denn innerhalb der Exilregierung den Versuch unternommen, sich demokratisch legitimieren zu lassen. Er gibt sich selbstverständlich als ganzheitliches Oberhaupt der Tibeter aus, obwohl er, streng genommen, nicht einmal als geistlicher Repräsentant für das gesamte Tibet sprechen kann. Er ist lediglich das Oberhaupt des Gelugpa-Ordens, der sogenannten Gelbmützen, dessen Führungsanspruch er seit Jahrzehnten systematisch durchzusetzen versucht. Diese Widersprüchlichkeit gilt auch für sein ökologisches Engagement. Er fordert zwar, Tibet in eine Art Naturreservat zu verwandeln, und macht sich bei jeder Gelegenheit für ein ökologisches Denken im Einklang mit der Mutter Natur stark. An seinem Sitz Dharamsala jedoch wird der Müll seit dem Beginn des Exils bis heute einfach auf eine grosse Müllhalde gekippt.

Angesichts der rückständigen Verhältnisse war es für China ein Leichtes, die Besetzung Tibets als Befreiung aus feudaler Stagnation und Repression darzustellen. Im Mai 1951 wurden die Gesandten der tibetischen Regierung in Peking mehr oder weniger genötigt, ein 17-Punkte-Abkommen zu unterschreiben, das einerseits die Integration Tibets in die Volksrepublik China fixierte, andererseits dem Land regionale Autonomie und Religionsfreiheit zusicherte. Das politische System sollte unverändert bleiben und Reformprozesse ohne chinesischen Druck durchgeführt werden. Sobald die tibetische Regierung einige Monate später dem Vertrag zugestimmt hatte, etablierte China eine massive Militärpräsenz in Lhasa. Im Gefolge von Landreformen – der Grundbesitz der Adelsfamilien und der Klöster sollte an bisherige Sklaven, Leibeigene und unfreie Bauern verteilt werden kam es im Laufe der fünfziger Jahre zu mehreren Aufständen der feudal-klerikalen Elite, bis die Situation 1959 in der Hauptstadt eskalierte. Am 17. März wurde der Norbulingka-Palast durch chinesische Truppen beschossen, der Dalai Lama floh nach Indien, und in Lhasa brachen Kämpfe aus. Am 21. März wurde die Erhebung blutig niedergeschlagen, nach exiltibetischen Angaben starben zehntausend Tibeter. Während der Dalai Lama und sein Gefolge im indischen Dharamsala Asyl fanden, wütete die chinesische Kulturrevolution auch in Tibet. Zwischen 1966 und 1976 wurden Tausende von Klöstern und Kulturdenkmälern zerstört. Die Schweiz war das erste europäische Land, das 1961 tibetische Flüchtlinge aufnahm und ihnen in Rikon Unterkunft und Arbeit bot. 1967 wurde das klösterliche Tibet-Institut eröffnet.

Die Informationen des Dalai Lama und der Tibet-Unterstützer-Szene sind, was die chinesische Besatzung angeht, nicht immer glaubwürdig. Meist wird verschwiegen, dass inzwischen etwa die Hälfte der Klöster wieder restauriert und in Betrieb genommen worden ist. Auch kann, zumindest seit Mitte der neunziger Jahre, von einem Verbot des Mönchswesens keine Rede sein. Wird der Dalai Lama darauf angesprochen, sagt er, die Klöster würden lediglich der Touristen wegen renoviert; es gehe den Chinesen also nicht darum, die traditionelle Kultur zu bewahren, sondern sie als exotische Kulisse wiederaufzubauen und sie dadurch erst recht dem Untergang zu weihen. Eine Einschränkung wurde allerdings – gegen den Willen des Dalai Lama zweifellos durchgesetzt: Es dürfen keine Kinder mehr in die Klöster aufgenommen werden. In seiner Autobiografie behauptet «Seine Heiligkeit» auch, infolge des Umsiedlungsprogramms übersteige der chinesische Anteil der Bevölkerung inzwischen denjenigen der Tibeter. Gemäss der umstrittenen Volkszählung im Jahr 2000 beträgt der Anteil der Chinesen im Autonomen Gebiet Tibet 6,1 Prozent. Am höchsten ist er gemäss dem Zensus in Lhasa, wo er 17 Prozent erreicht. Immer wieder kolportiert wird auch die Behauptung, 1,2 Millionen Tibeter seien Opfer des chinesischen Terrors geworden, also etwa ein Fünftel der Bevölkerung. Manchmal heisst es sogar in den offiziellen Verlautbarungen aus Dharamsala, dabei habe es sich allesamt um tibetische Häftlinge gehandelt, die Folter oder Hinrichtung zum Opfer gefallen seien, und oft ist dann von chinesischen KZs die Rede. Zweifellos ist China von rechtsstaatlichen Verhältnissen weit entfernt, aber der Vorwurf der systematischen, tausendfachen tödlichen Folter, wie dies das Stichwort «Konzentrationslager» nahelegt, ist kaum belegbar.

Esoterisches Hickhack

Ende der achtziger Jahre kam es erneut zu Unruhen in Tibet, und im Dezember 1989 erhielt der Dalai Lama den Friedensnobelpreis. Etwa ein Jahr vorher hatte er sich mit dem Japaner Shoko Asahara angefreundet, der in der Nähe von Tokio eine «spirituelle Gemeinschaft» mit mehreren tausend Mitgliedern unterhielt. Im Laufe des Jahres 1988 war Asahara laut Recherchen des Autors Colin Goldner wiederholt beim Dalai Lama in Dharamsala. Diese Gemeinschaft mit ihren laut dem Dalai Lama «schätzenswerten Zielen und Aktivitäten» war «Aum», eine der gefährlichsten und totalitärsten Sekten überhaupt, die im März 1995 einen Giftgasangriff in der Tokioter U-Bahn verübte. Jahrelang hatten die japanischen Autoritäten den grössenwahnsinnigen Guru gewähren lassen, allen Warnzeichen zum Trotz; nicht zuletzt wegen der schützenden Hand des Dalai Lama. Als dann nach der Sarin-Attacke die Zentren endlich durchsucht wurden, fand man einen Vorrat an Gift- und Kampfstoffen, mit dem man mehrere Millionen Menschen auf einen Schlag hätte töten können. Nicht mal zu einem Wort des Bedauerns konnte sich der Dalai Lama durchringen. Noch im Spätsommer 1995 verkündete er auf der Berliner Friedensuniversität, er sehe in Asahara einen «Freund, wenn auch nicht unbedingt einen vollkommenen».

Zweifel an der vielgerühmten Weisheit des Dalai Lama lässt auch die «Shugden-Affäre» aufkommen. Im Sommer 1996 verbot er seinen Leuten, auf Anraten des Staatsorakels, die Verehrung der Schutzgottheit Dorje Shugden (wörtlich: Donnerkeil-Phallusbrüller). Eine Reihe von Äbten und Mönchen lehnte sich gegen diesen Bann auf, man warf dem Dalai Lama Verletzung der Religionsfreiheit vor, der seinerseits mit einer systematischen Durchsuchung der Häuser und Klöster in den Exilgemeinden auf diese Unbotmässigkeit reagierte. Shugden-Statuen wurden zerstört und renitente Mönche verprügelt. Unterstützungskomitees behaupteten sogar, China und die Shugden-Bewegung steckten unter einer Decke. Das kuriose und autoritäre Verdikt führte zu einer Spaltung der Gläubigen, die in einem Mord gipfelte: Am 4. Februar 1997 wurden drei Mönche aus dem engsten Umkreis des Dalai Lama mit Messerstichen ermordet und verstümmelt von Shugden-Anhängern. Dabei ist es nicht so, dass der Dalai Lama in aufklärerischer Weise den Buddhismus von «Aberglauben» reinigen will. Der tibetische Buddhismus ist ganz besonders von Magie- und Dämonenvorstellungen geprägt. Von den barock-brutalen Jenseitsvorstellungen zeugt auch das «Tibetanische Totenbuch», das sich auch im Westen seit Jahrzehnten einer grossen Leserschaft erfreut. Der Dalai Lama steht ganz in dieser okkulten Tradition; weit entfernt davon, den Geisterglauben als Illusion zu entlarven, ist er überzeugt, dass Dorje Shugden gegen ihn persönlich Böses will.

Mit Eisenstangen bewaffnete Mönche

Die Unruhen im Vorfeld der Olympischen Spiele wurden in den westlichen Medien gemeinhin so dargestellt, dass sie ins Bild der «friedliebenden Tibeter» passten: Entweder ging die Gewalt angeblich nur von den Chinesen aus, oder dann wurde behauptet, die tibetischen Demonstranten hätten lediglich aus Notwehr gehandelt. Filmdokumente und Augenzeugenberichte belegen allerdings, wie mit Schlagstöcken und Eisenstangen bewaffnete Mönche am 11. März marodierend durch Lhasas Altstadt zogen. Busse und Autos wurden umgeworfen und angezündet, chinesische Häuser und Läden geplündert und in Brand gesteckt. Molotowcocktails flogen auch in Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser. Der Dalai Lama behauptete später, die Mönche seien verkleidete chinesische Soldaten gewesen. Tibeter sind schliesslich per definitionem gewaltlos. Rund um die Welt kam es zu Solidaritätskundgebungen.

Die meisten Tibet-Schwärmer, und insbesondere die esoterisch Angehauchten, dürfte es überraschen, dass sie unwissentlich auch Gedankengut weitertragen, von dem einst viele deutsche Nazis begeistert waren, wie der Dalai-Lama-Kritiker Colin Goldner minutiös nachweist. Tibet übte schon früh eine Anziehungskraft auf rechtsextreme Okkultisten aus. 1939 besuchte eine Nazidelegation Tibet, den Dalai Lama und den damaligen Regenten. Angeführt wurde die Reisegruppe vom SS-Biologen Ernst Schäfer. Er suchte in Tibet nach Überresten eines ursprünglich nordisch-geistigen Adels. Die Forschertruppe stand unter der direkten Ägide von Reichsführer Heinrich Himmler, der von einer «okkulten Achse BerlinLhasa» träumte. Himmler war Anhänger der Theosophie, zu der eine Rassenlehre gehört, die gut in die Nazi-Ideologie passte. Ernst Schäfer schloss in Lhasa einen Freundschaftspakt mit Tibet und kam mit einem Schreiben für «König Hitler» zurück, in dem der tibetische Regent dem Führer viel Glück wünschte in seinem «Bemühen um ein Reich auf rassischer Grundlage».

Sicher kann man dem Dalai Lama nicht rechtsextremes Gedankengut unterstellen. Bestenfalls ist er etwas naiv und hat es verpasst, sich deutlicher von den dubiosen Tibetbewunderern zu distanzieren. Auch die Bücher «Seiner Heiligkeit» sind sicher nicht gefährlich. Sie sind allerdings auch kaum besonders geistreich oder tiefsinnig, sondern bestehen hauptsächlich aus Binsenweisheiten im Stil von: «Der Schlüssel zum wahren Glück ist der innere Frieden, den man erlangt, indem man seine Liebesfähigkeit, sein Mitgefühl und seine Hinwendung zum Mitmenschen entwickelt und Zorn, Egoismus sowie Habgier bekämpft.»

Warum ist der Dalai Lama insbesondere bei wohlhabenden Westlern so beliebt? Abgesehen vom Charisma, das er zweifellos ausstrahlt, und von einer perfekt organisierten, internationalen PR-Maschinerie, bietet er, im Gegensatz zu andern Religionen mit ihrem verbindlichen Verhaltenskodex, Gratis-Spiritualität. In einem Leben, das geprägt ist von Rationalität, Skepsis und Geld, wird unsere Sehnsucht nach etwas Höherem befriedigt, ohne dass das irgendwelche konkreten Konsequenzen nach sich zöge. Wer mit einem «Free Tibet»-Sticker herumgeht, darf politisches Engagement für sich beanspruchen, ohne dass er sich wirklich in die Niederungen der Politik begeben muss. Auch der Dalai Lama selbst hat schliesslich kein Problem mit Widersprüchen. Abgeklärt strahlend, bestreitet er jeden Machtanspruch, besteht jedoch zugleich auf seiner Führungsrolle; unaufhörlich prangert er den verbreiteten Materialismus an, während er von einem Luxushotel zum nächsten jettet. Kurz: Man braucht sich lediglich zu ihm zu bekennen und fühlt sich kosmisch gut, lieb und überlegen; und dabei muss man nichts weiter tun, ausser zu lächeln. Wie er.

Erschienen in der Weltwoche Ausgabe 10/09



Die Dalai Lamas

»Die Dalai Lamas werden von ihren Anhängern als fortgeschrittene Mahayana Bodhisattvas angesehen, mitfühlende Wesen, die sozusagen ihren eigenen Eintritt in das Nirvana zurückgestellt haben, um der leidenden Menschheit zu helfen. Sie sind demnach auf einem guten Wege zur Buddhaschaft, sie entwickeln Perfektion in ihrer Weisheit und ihrem Mitgefühl zum Wohle aller Wesen. Dies rechtertigt, in Form einer Doktrin, die soziopolitische Mitwirkung der Dalai Lamas, als Ausdruck des mitfühlenden Wunsches eines Bodhisattvas, anderen zu helfen.«

?Hier sollten wir zwei Dinge feststellen, die der Dalai Lama nicht ist: Erstens, er ist nicht in einem einfachen Sinne ein ?Gott-König?. Er mag eine Art König sein, aber er ist kein Gott für den Buddhismus. Zweitens, ist der Dalai Lama nicht das ?Oberhaupt des Tibetischen Buddhismus? als Ganzes. Es gibt zahlreiche Traditionen im Buddhismus. Manche haben ein Oberhaupt benannt, andere nicht. Auch innerhalb Tibets gibt es mehrere Traditionen. Das Oberhaupt der Geluk Tradition ist der Abt des Ganden Klosters, als Nachfolger von Tsong kha pa, dem Begründer der Geluk Tradition im vierzehnten/fünfzehnten Jahrhundert.«

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
Clarke, P. B., Encyclopedia of New Religious Movements
(New York: Routledge, 2006), S. 136.

Regierungsverantwortung
der Dalai Lamas

?Nur wenige der 14 Dalai Lamas regierten Tibet und wenn, dann meist nur für einige wenige Jahre.?

(Brauen 2005:6)

»In der Realität dürften insgesamt kaum mehr als fünfundvierzig Jahre der uneingeschränkten Regierungsgewalt der Dalai Lamas zusammenkommen. Die Dalai Lamas sechs und neun bis zwölf regierten gar nicht, die letzten vier, weil keiner von ihnen das regierungsfähige Alter erreichte. Der siebte Dalai Lama regierte uneingeschränkt nur drei Jahre und der achte überhaupt nur widerwillig und auch das phasenweise nicht allein. Lediglich der fünfte und der dreizehnte Dalai Lama können eine nennenswerte Regieruagsbeteiligung oder Alleinregierung vorweisen. Zwischen 1750 und 1950 gab es nur achtunddreißig Jahre, in denen kein Regent regierte!«

Jan-Ulrich Sobisch,
Lamakratie - Das Scheitern einer Regierungsform (PDF), S. 182,
Universität Hamburg

Der Fünfte Dalai Lama,
Ngawang Lobsang Gyatso

Der Fünfte Dalai Lama, Ngawang Lobsang Gyatso

?Der fünfte Dalai Lama, der in der tibetischen Geschichte einfach ?Der Gro?e Fünfte? genannt wird, ist bekannt als der Führer, dem es 1642 gelang, Tibet nach einem grausamen Bürgerkrieg zu vereinigen. Die ?ra des fünften Dalai Lama (in etwa von seiner Einsetzung als Herrscher von Tibet bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts, als seiner Regierung die Kontrolle über das Land zu entgleiten begann) gilt als pr?gender Zeitabschnitt bei der Herausbildung einer nationalen tibetischen Identit?t - eine Identit?t, die sich im Wesentlichen auf den Dalai Lama, den Potala-Palast der Dalai Lamas und die heiligen Tempel von Lhasa stützt. In dieser Zeit wandelte sich der Dalai Lama von einer Reinkarnation unter vielen, wie sie mit den verschiedenen buddhistischen Schulen assoziiert waren, zum wichtigsten Beschützer seines Landes. So bemerkte 1646 ein Schriftsteller, dass dank der guten Werke des fünften Dalai Lama ganz Tibet jetzt ?unter dem wohlwollenden Schutz eines wei?en Sonnenschirms zentriert? sei; und 1698 konstatierte ein anderer Schriftsteller, die Regierung des Dalai Lama diene dem Wohl Tibets ganz so wie ein Bodhisattva - der heilige Held des Mahayana Buddhismus - dem Wohl der gesamten Menschheit diene.?

Kurtis R. Schaeffer, »Der Fünfte Dalai Lama Ngawang Lobsang Gyatso«, in
DIE DALAI LAMAS: Tibets Reinkarnation des Bodhisattva Avalokite?vara,
ARNOLDSCHE Art Publishers,
Martin Brauen (Hrsg.), 2005, S. 65

Der Fünfte Dalai Lama:
Beurteilungen seiner Herrschaft I

?Gem?? der meisten Quellen war der [5.] Dalai Lama nach den Ma?st?ben seiner Zeit ein recht toleranter und gütiger Herrscher.?

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
(Clarke, 2006, S. 136)

?Rückblickend erscheint Lobsang Gyatso, der ?Gro?e Fünfte?, dem Betrachter als überragende, allerdings auch als widersprüchliche Gestalt.?

Karl-Heinz Golzio / Pietro Bandini,
»Die vierzehn Wiedergeburten des Dalai Lama«,
O.W. Barth Verlag, 1997, S. 118

»Einmal an der Macht, zeigte er den anderen Schulen gegenüber beträchtliche Großzügigkeit. […] Ngawang Lobsang Gyatso wird von den Tibetern der ›Große Fünfte‹ genannt, und ohne jeden Zweifel war er ein ungewöhnlich kluger, willensstarker und doch gleichzeitig großmütiger Herrscher.«

Per Kvaerne, »Aufstieg und Untergang einer klösterlichen Tradition«, in:
Berchert, Heinz; Gombrich, Richard (Hrsg.):
»Der Buddhismus. Geschichte und Gegenwart«,
München 2000, S. 320

Der Fünfte Dalai Lama:
Beurteilungen seiner Herrschaft II

?Viele Tibeter gedenken insbesondere des V. Dalai Lama bis heute mit tiefer Ehrfurcht, die nicht allein religi?s, sondern mehr noch patriotisch begründet ist: Durch gro?es diplomatisches Geschick, allerdings auch durch nicht immer skrupul?sen Einsatz machtpolitischer und selbst milit?rischer Mittel gelang es Ngawang Lobzang Gyatso, dem ?Gro?en Fünften?, Tibet nach Jahrhunderten des Niedergangs wieder zu einen und in den Rang einer bedeutenden Regionalmacht zurückzuführen. Als erster Dalai Lama wurde er auch zum weltlichen Herrscher Tibets proklamiert. Unter seiner ?gide errang der Gelugpa-Orden endgültig die Vorherrschaft über die rivalisierenden lamaistischen Schulen, die teilweise durch blutigen Bürgerkrieg und inquisitorische Verfolgung unterworfen oder au?er Landes getrieben wurden.

Jedoch kehrte der Dalai Lama in seiner zweiten Lebenshälfte, nach Festigung seiner Macht und des tibetischen Staates, zu einer Politik der Mäßigung und Toleranz zurück, die seinem Charakter eher entsprach als die drastischen Maßnahmen, durch die er zur Herrschaft gelangte. Denn Ngawang Lobzang Gyatso war nicht nur ein Machtpolitiker und überragender Staatsmann, sondern ebenso ein spiritueller Meister mit ausgeprägter Neigung zu tantrischer Magie und lebhaftem Interesse auch an den Lehren anderer lamaistischer Orden. Zeitlebens empfing er, wie die meisten seiner Vorgänger, gebieterische Gesichte, die er gegen Ende seines Lebens in seinen ›Geheimen Visionen‹ niederlegte.«

(Golzio, Bandini 1997: 95)

Der Dreizehnte Dalai Lama,
Thubten Gyatso

Der Dreizehnte Dalai Lama, Thubten Gyatso

?Ein anderer, besonders wichtiger Dalai Lama war der Dreizehnte (1876-1933). Als starker Herrscher versuchte er, im Allgemeinen ohne Erfolg, Tibet zu modernisieren. ?Der gro?e Dreizehnte? nutzte den Vorteil des schwindenden Einflusses China im 1911 beginnenden Kollaps dessen Monarchie, um faktisch der vollst?ndigen nationalen Unabh?ngigkeit Tibets von China Geltung zu verschaffen. Ein Fakt, den die Tibeter von jeher als Tatsache erachtet haben.?

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
(Clarke, 2006, S. 137)

?Manche m?gen sich vielleicht fragen, wie die Herrschaft des Dalai Lama im Vergleich mit europ?ischen oder amerikanischen Regierungschefs einzusch?tzen ist. Doch ein solcher Vergleich w?re nicht gerecht, es sei denn, man geht mehrere hundert Jahre in der europ?ischen Geschichte zurück, als Europa sich in demselben Zustand feudaler Herrschaft befand, wie es in Tibet heutzutage der Fall ist. Ganz sicher w?ren die Tibeter nicht glücklich, wenn sie auf dieselbe Art regiert würden wie die Menschen in England; und man kann wahrscheinlich zu Recht behaupten, dass sie im Gro?en und Ganzen glücklicher sind als die V?lker Europas oder Amerikas unter ihren Regierungen. Mit der Zeit werden gro?e Ver?nderungen kommen; aber wenn sie nicht langsam vonstatten gehen und die Menschen nicht bereit sind, sich anzupassen, dann werden sie gro?e Unzufriedenheit verursachen. Unterdessen l?uft die allgemeine Verwaltung Tibets in geordneteren Bahnen als die Verwaltung Chinas; der tibetische Lebensstandard ist h?her als der chinesische oder indische; und der Status der Frauen ist in Tibet besser als in beiden genannten L?ndern.?

Sir Charles Bell, »Der Große Dreizehnte:
Das unbekannte Leben des XIII. Dalai Lama von Tibet«,
Bastei Lübbe, 2005, S. 546

Der Dreizehnte Dalai Lama:
Beurteilungen seiner Herrschaft

?War der Dalai Lama im Gro?en und Ganzen ein guter Herrscher? Dies k?nnen wir mit Sicherheit bejahen, auf der geistlichen ebenso wie auf der weltlichen Seite. Was erstere betrifft, so hatte er die komplizierte Struktur des tibetischen Buddhismus schon als kleiner Junge mit ungeheurem Eifer studiert und eine au?ergew?hnliche Gelehrsamkeit erreicht. Er verlangte eine strengere Befolgung der m?nchischen Regeln, veranlasste die M?nche, ihren Studien weiter nachzugehen, bek?mpfte die Gier, Faulheit und Korruption unter ihnen und verminderte ihren Einfluss auf die Politik. So weit wie m?glich kümmerte er sich um die zahllosen religi?sen Bauwerke. In summa ist ganz sicher festzuhalten, dass er die Spiritualit?t des tibetischen Buddhismus vergr??ert hat.

Auf der weltlichen Seite stärkte er Recht und Gesetz, trat in engere Verbindung mit dem Volk, führte humanere Grundsätze in Verwaltung und Justiz ein und, wie oben bereits gesagt, verringerte die klösterliche Vorherrschaft in weltlichen Angelegenheiten. In der Hoffnung, damit einer chinesischen Invasion vorbeugen zu können, baute er gegen den Widerstand der Klöster eine Armee auf; vor seiner Herrschaft gab es praktisch keine Armee. In Anbetracht der sehr angespannten tibetischen Staatsfinanzen, des intensiven Widerstands der Klöster und anderer Schwierigkeiten hätte er kaum weiter gehen können, als er es tat.

Im Verlauf seiner Regierung beendete der Dalai Lama die chinesische Vorherrschaft in dem großen Teil Tibets, den er beherrschte, indem er chinesische Soldaten und Beamte daraus verbannte. Dieser Teil Tibets wurde zu einem vollkommen unabhängigen Königreich und blieb dies auch während der letzten 20 Jahre seines Lebens.«

Sir Charles Bell in (Bell 2005: 546-47)

Der Vierzehnte Dalai Lama,
Tenzin Gyatso

Der Vierzehnte Dalai Lama, Tenzin Gyatso

?Der jetzige vierzehnte Dalai Lama (Tenzin Gyatso) wurde 1935 geboren. Die Chinesen besetzten Tibet in den frühen 1950er Jahren, der Dalai Lama verlie? Tibet 1959. Er lebt jetzt als Flüchtling in Dharamsala, Nordindien, wo er der Tibetischen Regierung im Exil vorsteht. Als gelehrte und charismatische Pers?nlichkeit, hat er aktiv die Unabh?ngigkeit seines Landes von China vertreten. Durch seine h?ufigen Reisen, Belehrungen und Bücher macht er den Buddhismus bekannt, engagiert sich für den Weltfrieden sowie für die Erforschung von Buddhismus und Wissenschaft. Als Anwalt einer ?universellen Verantwortung und eines guten Herzens?, erhielt er den Nobelpreis im Jahre 1989.?

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
(Clarke, 2006, S. 137)

Moralische Legitimation
der Herrschaft Geistlicher

Für Sobisch ist die moralische Legitimation der Herrschaft Geistlicher ?außerordentlich zweifelhaft?. Er konstatiert:

?Es zeigte sich auch in Tibet, da? moralische Integrit?t nicht automatisch mit der Zugeh?rigkeit zu einer Gruppe von Menschen erlangt wird, sondern allein auf pers?nlichen Entscheidungen basiert. Vielleicht sind es ?hnliche überlegungen gewesen, die den derzeitigen, vierzehnten Dalai Lama dazu bewogen haben, mehrmals unmi?verst?ndlich zu erkl?ren, da? er bei einer Rückkehr in ein freies Tibet kein politische Amt mehr übernehmen werde. Dies ist, so meine ich, keine schlechte Nachricht. Denn dieser Dalai Lama hat bewiesen, da? man auch ohne ein international anerkanntes politisches Amt inne zu haben durch ein glaubhaft an ethischen Grunds?tzen ausgerichtetes beharrliches Wirken einen enormen Einfluss in der Welt ausüben kann.?

Jan-Ulrich Sobisch,
Lamakratie - Das Scheitern einer Regierungsform (PDF), S. 190,
Universität Hamburg