Die Wahrheit des tibetischen Buddhismus

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Sexuelle Skandale der Lamas und Rinpoches

über die Dalai Lamas

Bevor der Buddhismus in Tibet eingeführt wurde, hatten die Tibetaner "Bön" als Volksglauben gehabt. Bön verehrt Geister, Gespenster und Götter, um ihren Segen zu erhalten. Bön gehört also zu lokalen Volksglauben.

Während der chinesischen Tang Dynastie, führte der tibetische König Songtsän Gampo den Buddhismus in Tibet ein und machte ihn zur Staatsreligion. Der sogenannte "Buddhismus" ist aber tantrischer Buddhismus, der sich in der Spätzeit des indischen Buddhismus ausbreitet. Der tantrische Buddhismus wird auch "linkshändigen Pfad" genannt, weil er die tantrische sexuelle Praxis macht. Um zur tibetischen Kultur zu passen, wird der tantrische Buddhismus mit "Bön" gemischt. Er wird dann noch exzessiver wegen dessen Glaubens an Geister und Gespenster.

Der tantrische Meister Atiśa lehrte die tantrische Sex heimlich. Padmasambhava lehrte sie dann aber offen. Der tibetische Buddhismus weichte nicht nur von buddhistischen Lehren ab, sondern auch von buddhistischer Form. Der tibetische Buddhismus gehört nicht zum Buddhismus und muss "Lamaismus" genannt.

   
                  Schattenseiten des tibetischen Buddhismus

Schattenseiten des tibetischen Buddhismus

 
© www.jesus.ch
(http://www.jesus.ch/information/christentum_und_andere_religionen/buddhismus/111443-schattenseiten_des_tibetischen_buddhismus.html)


Prof. Georg Schmid: Der tibetische Buddhismus darf kritisiert werden. Der Dalai Lama darf und muss kritisiert werden.


Im deutschsprachigen Raum verzeichnen religiöse Führergestalten und spirituelle Meister aus anderen Religionen grossen Zulauf. Dies zeigte sich auch am Kirchentag in Berlin, wo kein Referent so gefeiert wurde wie der Dalai Lama.
Der Schweizer Religionswissenschaftler Prof. Georg Schmid weist im Jesus.ch-Interview auf die dunklen Seiten des tibetischen Buddhismus und seiner Rituale hin.


Jesus.ch: Der Dalai Lama wurde Ende Mai am Kirchentag in Berlin so gefeiert wie kein anderer geistlicher Führer. Was empfinden Sie, wenn ein Buddhist obenaus schwingt an einem christlichen Treffen?

Georg Schmid: Ich sehe in dieser Liebe zum unangefochtenen spirituellen Führer auf der einen Seite immer noch eine uralte Sehnsucht nach einem Führer, nach geistiger Autorität. Das Nachfolgen-Können ohne Fragezeichen steckt offenbar nicht nur in Deutschland, sondern in Mitteleuropa vielen im Blut. Und wenn man schon keinem Hitler mehr nachfolgt, dann muss es ein östlicher Führer sein.

Der Dalai Lama gilt als total friedlich, als fehlerfrei. Kritik am Dalai Lama ist geächtet, wird verfemt. Kritische Bücher zum Dalai Lama dürfen in weiten Kreisen nicht einmal besprochen werden, oder dann nur sehr negativ. All das gefällt mir gar nicht. Wieviel Führerhörigkeit, wie viele Autoritätsbedürfnisse haben wir noch?

Auf der anderen Seite sehe ich in der Liebe zum Dalai-Lama auch ein grosses Mass an ungestillter spiritueller Sehnsucht, das wir Christen nicht übersehen sollten. Wenn schon spirituelle Autorität gefragt ist – nicht derart hochgejubelte wie die des Dalai Lama –, dann hätten wir im Christentum auch Leute, die man auftreten lassen könnte. Natürlich wären alle christlichen Persönlichkeiten umstrittener – und das ist gut so: Ich möchte gar keine Gestalt im Christentum haben, so fehlerfrei und so umjubelt wie es der Dalai Lama ist. „Einer ist euer Meister, Christus, ihr aber seid alle Brüder.“ Auch wenn wir Dalai Lamas sein möchten – Christus relativiert uns alle.

Es gibt die Hinterseite des tibetischen Buddhismus: knochenharte Rivalitäten und Machtkämpfe, sehr viel Okkultes, dämonische Bindungen, magische Rituale. Man weiss davon, doch die Lichtgestalt des Dalai Lama wird davon nicht beeinträchtigt.

Viele Leute kennen die Schattenseiten des tibetischen Buddhismus nicht. Wir kennen die Schattenseiten des Christentums und seiner Geschichte, auch die des Islam. Wir kennen die Schattenseiten des Hinduismus, etwa die Witwenverbrennungen. Aber Schattenseiten des Buddhismus sind noch kaum bekannt oder werden kaum wahrgenommen. Dabei gibts natürlich sehr viele Schattenseiten auch in der Geschichte des Buddhismus.

Vielleicht bleibt die Lichtgestalt des Dalai Lama derart unangefochten, weil Menschen immer irgendwie einen Traum brauchen. Sie müssen einem Traum nachrennen können. Zeitweilig war es der Traum von den unendlich friedlichen Indianern Nordamerikas. Von den Hopis in der Wüste von Arizona. Nun hat man festgestellt, dass unter den Indianern sehr viel soziales Elend herrscht und die Hopis nicht die Kultur der Zukunft sind.

Jetzt hat man einen Tibet-Traum. Irgendwo müssen wir die perfekte Welt noch vor unseren Augen halten. Die bösen Chinesen haben diesen wunderbaren tibetischen Buddhismus zerstört, und jetzt lebt er da in Spuren im Westen. Doch der Hollywood-Lamaismus, dieser tibetische Buddhismus, wie er im Film daherkommt, hat mit der Realität nicht viel zu tun. Zudem wird der Dalai Lama sehr gut verkauft...

Er ist locker, trotz seinem Alter. Er kommt an als gelöster geistlicher Meister...

Er hat eine sehr gewinnende Art. Er ist sicher ein spiritueller Mensch. Aber sein Auftreten hier darf man nicht missverstehen. Innerhalb des tibetischen Buddhismus kann er sehr prägnant, sehr fordernd auftreten. Er kann ungeheuer harte Forderungen stellen. Er ist total tolerant gegenüber den Westlern, die er auch aufruft, bei ihrer eigenen Religion zu bleiben, und er kann sehr rigoros sein, wenn es um innertibetische Abgrenzungen geht. Er hat wirklich zwei Seiten. Das gehört auch zum östlichen Führer.

Er lebt ja auf zwei Ebenen. Auf der Ebene der Verhüllungswahrheit – und auf der Ebene der absoluten Wahrheit. Auf dieser zweiten Ebene ist natürlich – nach buddhistischer Lehre – alles eins. Da spielt es letztlich auch keine Rolle, was wir glauben. Aber auf der Ebene der Verhüllungswahrheit geht’s auch um verschiedene Organisationen, um Regierungen. Bei seiner Exil-Regierung in Indien sind handfeste Auseinandersetzungen möglich.

Der Dalai Lama ist nicht nur der unendlich friedliche spirituelle Führer. Auch Diplomatie gehört zur Verhüllungswahrheit. Er hat sich zum Irakkrieg fast nicht geäussert. Jedenfalls nur so, dass alle seine US-amerikanischen Fans ihn ja nicht kritisieren könnten. Der Papst war viel tapferer in seinen Aussagen zum Irakkrieg. Warum hat die Friedensgestalt des beginnenden 21. Jahrhunderts, der Dalai Lama, sich so harmlos, so zurückhaltend zur Geschichte um den Irakkrieg geäussert? Wenn man solche Fragen stellt, merkt man: Er ist auch nur ein Mensch.

Leider wird der Dalai Lama, wenn er hier auftritt, häufig als Boddhisattva angesprochen. Ich habe das an der Universität Zürich erlebt. Er wurde in der Aula vorgestellt als Boddhisattva. (ein inkarniertes göttliches Wesen, das sich freiwillig nochmals in eine menschliche Gestalt hinein begibt, um allen erlösungsbedürftigen Menschen zu helfen). Das ist natürlich völlig absurd.

In der säkularen westlichen Gesellschaft betrachten wir alle Menschen als Menschen. Dann kommt einer, und man gesteht ihm vor Hunderten von Zuschauern die völlig andere Rolle als göttliches Wesen zu. Natürlich kann man von der östlichen Philosophie her sagen, dass letztlich alles von göttlicher Wirklichkeit durchdrungen ist. Aber ihn in einer Universitätsaula 1:1 als Boddhisattva vorzustellen – das entspricht nicht unserer westlichen Kultur und Tradition. Wir können ihn als Mystiker vorstellen.

Das Wissen, dass da nur ein Mensch vor uns steht, nicht ein Super-Wesen – ich weiss nicht, wie weit dieses Wissen auch am Berliner Kirchentag vorhanden war. Ich war nicht dort. Sollte der Dalai Lama als Boddhisattva vorgestellt worden sein, wäre das schlicht absurd an einem christlichen Kirchentag. Da kann man nur noch sagen: Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.

Beim Kalatschakra-Ritual – einem der höchsten Rituale des tibetischen Buddhismus – legen die Beteiligten magische Kräfte hinein. Sie wollen etwas magisch bewirken. Abgeschwächt spielen auch bei Mandalas – für Tibeter wenigstens – ganz andere Dimensionen eine Rolle, als jene, die im Kindergarten Mandalas malen lassen, wahrnehmen.

Ich sehe da ein allgemeines und ein spezielles Problem. Das allgemeine Problem: In jeder Religion können die wirklich Gläubigen gewisse Dinge anders, magisch verstehen. Im Katholizismus Südamerikas wird Gebet auch rasch zur Magie. In Afrika gibt es neocharismatische Heiler, die herumziehen. Wie weit wird, was geschieht, vom Neuen Testament her verstanden, wie weit vom schamanistisch-heidnischen Zusammenhang her? Das ist eine Erscheinung, die ich nicht nur dem tibetischen Buddhismus vorwerfen möchte.

Hingegen endet die Sache beim Kalatschakra-Ritual, wenn wir den Text richtig verstehen, in Sexualmagie. Am Schluss des Rituals, auf höchster Stufe, schliessen absurde Praktiken an. Allerdings muss ich zugeben, dass ich noch nie eine wirklich wissenschaftliche Ausgabe des Kalatschakra-Textes gesehen habe. Die Publikationen, die wir haben, sind geglättet und deuten mehr an, als sie wirklich aussagen. Aber wir müssen annehmen, dass das Kalatschakra-Ritual am Schluss in tantristischen Übungen – sogar mit Sperma-Mystik usw. – endet.

Die europäischen Befürworter des Rituals, wie es der Dalai Lama propagiert, sagen mir natürlich, dass all dies nur psychologisch zu verstehen sei. Dass dies innerpsychische Kräfte seien. Hingegen hat mir noch keiner dieser Experten versichern können, dass nicht im tibetischen Buddhismus alles, was innere Wirklichkeit bedeutet, nicht auch einen äusseren rituellen Rahmen hat. In der Regel wird bei solchen Texten alles, was da vorgeschlagen wird, nicht nur innerlich erschaut, sondern auch praktiziert. Diese Sexualmagie, da bin ich hundertprozentig überzeugt, wird auf der höheren Stufe des Kalatschakra-Rituals eingeübt.

Ich finde es unfair, dies den Leuten im Westen, die sich auf unteren Stufen darin einführen lassen, nicht deutlich zu sagen. Das ist Etikettenschwindel. Man verkauft etwas, war sehr nett wirkt, wie ein kleiner Psychotrip, aber in sexualmagischen Riten endet. Solche Sperma-Praktiken haben wir sonst eigentlich nur noch beim okkulten OTO-Orden von Aleister Crowley. Die Okkult-Orden im Westen haben im 20. Jahrhundert solche Sperma-Geschichten aufgegriffen. Sie stammen wahrscheinlich auch aus dem Tantrismus, aus dem indischen Kulturraum. Wenn wir das dort nachlesen, sagen wir: O Schreck, o Graus! Das ist doch völlig absurd. Beim Dalai Lama hingegen sagt man: OK – das war ja nie so gemeint.

Ich finde, wir sollten den tibetischen Buddhismus genauso wie jede andere religiöse Bewegung – und den Dalai Lama wie jede andere Gestalt – wohlwollend-kritisch betrachten. Es darf keine Religiosität in der heutigen Zeit einfach kritiklos hingenommen werden. Religion, die nicht mehr kritisiert wird, wird ungesund. Man kann es vergleichen mit einem Tümpel. Wenn das Wasser nicht mehr aufgewühlt wird, beginnt es zu faulen, zu stinken. Jede religiöse Gemeinschaft braucht Kritik. Mindestens hier im Westen ist das so.

Jede Kirchenleitung braucht Kritik. Wenn Sie Autoritäten haben, die unangefochten ihre Wege gehen, entwickelt sich auch eine déformation professionelle. Die geistigen Führer entwickeln Allmachtsideen. Der tibetische Buddhismus darf kritisiert werden. Der Dalai Lama darf und muss kritisiert werden, wie der Papst, wie jeder Kirchenführer, jeder Theologe, jeder Mullah. Bitteschön, da machen wir keine Ausnahmen. Das wäre auch dem Dalai Lama und dem tibetischen Buddhismus gegenüber nicht fair. Wir helfen dieser Strömung nicht, wenn wir sie so anhimmeln.

Webseite der Informationsstelle: www.relinfo.ch
Datum: 13.06.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch


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Die Dalai Lamas

»Die Dalai Lamas werden von ihren Anhängern als fortgeschrittene Mahayana Bodhisattvas angesehen, mitfühlende Wesen, die sozusagen ihren eigenen Eintritt in das Nirvana zurückgestellt haben, um der leidenden Menschheit zu helfen. Sie sind demnach auf einem guten Wege zur Buddhaschaft, sie entwickeln Perfektion in ihrer Weisheit und ihrem Mitgefühl zum Wohle aller Wesen. Dies rechtertigt, in Form einer Doktrin, die soziopolitische Mitwirkung der Dalai Lamas, als Ausdruck des mitfühlenden Wunsches eines Bodhisattvas, anderen zu helfen.«

?Hier sollten wir zwei Dinge feststellen, die der Dalai Lama nicht ist: Erstens, er ist nicht in einem einfachen Sinne ein ?Gott-König?. Er mag eine Art König sein, aber er ist kein Gott für den Buddhismus. Zweitens, ist der Dalai Lama nicht das ?Oberhaupt des Tibetischen Buddhismus? als Ganzes. Es gibt zahlreiche Traditionen im Buddhismus. Manche haben ein Oberhaupt benannt, andere nicht. Auch innerhalb Tibets gibt es mehrere Traditionen. Das Oberhaupt der Geluk Tradition ist der Abt des Ganden Klosters, als Nachfolger von Tsong kha pa, dem Begründer der Geluk Tradition im vierzehnten/fünfzehnten Jahrhundert.«

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
Clarke, P. B., Encyclopedia of New Religious Movements
(New York: Routledge, 2006), S. 136.

Regierungsverantwortung
der Dalai Lamas

?Nur wenige der 14 Dalai Lamas regierten Tibet und wenn, dann meist nur für einige wenige Jahre.?

(Brauen 2005:6)

»In der Realität dürften insgesamt kaum mehr als fünfundvierzig Jahre der uneingeschränkten Regierungsgewalt der Dalai Lamas zusammenkommen. Die Dalai Lamas sechs und neun bis zwölf regierten gar nicht, die letzten vier, weil keiner von ihnen das regierungsfähige Alter erreichte. Der siebte Dalai Lama regierte uneingeschränkt nur drei Jahre und der achte überhaupt nur widerwillig und auch das phasenweise nicht allein. Lediglich der fünfte und der dreizehnte Dalai Lama können eine nennenswerte Regieruagsbeteiligung oder Alleinregierung vorweisen. Zwischen 1750 und 1950 gab es nur achtunddreißig Jahre, in denen kein Regent regierte!«

Jan-Ulrich Sobisch,
Lamakratie - Das Scheitern einer Regierungsform (PDF), S. 182,
Universität Hamburg

Der Fünfte Dalai Lama,
Ngawang Lobsang Gyatso

Der Fünfte Dalai Lama, Ngawang Lobsang Gyatso

?Der fünfte Dalai Lama, der in der tibetischen Geschichte einfach ?Der Gro?e Fünfte? genannt wird, ist bekannt als der Führer, dem es 1642 gelang, Tibet nach einem grausamen Bürgerkrieg zu vereinigen. Die ?ra des fünften Dalai Lama (in etwa von seiner Einsetzung als Herrscher von Tibet bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts, als seiner Regierung die Kontrolle über das Land zu entgleiten begann) gilt als pr?gender Zeitabschnitt bei der Herausbildung einer nationalen tibetischen Identit?t - eine Identit?t, die sich im Wesentlichen auf den Dalai Lama, den Potala-Palast der Dalai Lamas und die heiligen Tempel von Lhasa stützt. In dieser Zeit wandelte sich der Dalai Lama von einer Reinkarnation unter vielen, wie sie mit den verschiedenen buddhistischen Schulen assoziiert waren, zum wichtigsten Beschützer seines Landes. So bemerkte 1646 ein Schriftsteller, dass dank der guten Werke des fünften Dalai Lama ganz Tibet jetzt ?unter dem wohlwollenden Schutz eines wei?en Sonnenschirms zentriert? sei; und 1698 konstatierte ein anderer Schriftsteller, die Regierung des Dalai Lama diene dem Wohl Tibets ganz so wie ein Bodhisattva - der heilige Held des Mahayana Buddhismus - dem Wohl der gesamten Menschheit diene.?

Kurtis R. Schaeffer, »Der Fünfte Dalai Lama Ngawang Lobsang Gyatso«, in
DIE DALAI LAMAS: Tibets Reinkarnation des Bodhisattva Avalokite?vara,
ARNOLDSCHE Art Publishers,
Martin Brauen (Hrsg.), 2005, S. 65

Der Fünfte Dalai Lama:
Beurteilungen seiner Herrschaft I

?Gem?? der meisten Quellen war der [5.] Dalai Lama nach den Ma?st?ben seiner Zeit ein recht toleranter und gütiger Herrscher.?

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
(Clarke, 2006, S. 136)

?Rückblickend erscheint Lobsang Gyatso, der ?Gro?e Fünfte?, dem Betrachter als überragende, allerdings auch als widersprüchliche Gestalt.?

Karl-Heinz Golzio / Pietro Bandini,
»Die vierzehn Wiedergeburten des Dalai Lama«,
O.W. Barth Verlag, 1997, S. 118

»Einmal an der Macht, zeigte er den anderen Schulen gegenüber beträchtliche Großzügigkeit. […] Ngawang Lobsang Gyatso wird von den Tibetern der ›Große Fünfte‹ genannt, und ohne jeden Zweifel war er ein ungewöhnlich kluger, willensstarker und doch gleichzeitig großmütiger Herrscher.«

Per Kvaerne, »Aufstieg und Untergang einer klösterlichen Tradition«, in:
Berchert, Heinz; Gombrich, Richard (Hrsg.):
»Der Buddhismus. Geschichte und Gegenwart«,
München 2000, S. 320

Der Fünfte Dalai Lama:
Beurteilungen seiner Herrschaft II

?Viele Tibeter gedenken insbesondere des V. Dalai Lama bis heute mit tiefer Ehrfurcht, die nicht allein religi?s, sondern mehr noch patriotisch begründet ist: Durch gro?es diplomatisches Geschick, allerdings auch durch nicht immer skrupul?sen Einsatz machtpolitischer und selbst milit?rischer Mittel gelang es Ngawang Lobzang Gyatso, dem ?Gro?en Fünften?, Tibet nach Jahrhunderten des Niedergangs wieder zu einen und in den Rang einer bedeutenden Regionalmacht zurückzuführen. Als erster Dalai Lama wurde er auch zum weltlichen Herrscher Tibets proklamiert. Unter seiner ?gide errang der Gelugpa-Orden endgültig die Vorherrschaft über die rivalisierenden lamaistischen Schulen, die teilweise durch blutigen Bürgerkrieg und inquisitorische Verfolgung unterworfen oder au?er Landes getrieben wurden.

Jedoch kehrte der Dalai Lama in seiner zweiten Lebenshälfte, nach Festigung seiner Macht und des tibetischen Staates, zu einer Politik der Mäßigung und Toleranz zurück, die seinem Charakter eher entsprach als die drastischen Maßnahmen, durch die er zur Herrschaft gelangte. Denn Ngawang Lobzang Gyatso war nicht nur ein Machtpolitiker und überragender Staatsmann, sondern ebenso ein spiritueller Meister mit ausgeprägter Neigung zu tantrischer Magie und lebhaftem Interesse auch an den Lehren anderer lamaistischer Orden. Zeitlebens empfing er, wie die meisten seiner Vorgänger, gebieterische Gesichte, die er gegen Ende seines Lebens in seinen ›Geheimen Visionen‹ niederlegte.«

(Golzio, Bandini 1997: 95)

Der Dreizehnte Dalai Lama,
Thubten Gyatso

Der Dreizehnte Dalai Lama, Thubten Gyatso

?Ein anderer, besonders wichtiger Dalai Lama war der Dreizehnte (1876-1933). Als starker Herrscher versuchte er, im Allgemeinen ohne Erfolg, Tibet zu modernisieren. ?Der gro?e Dreizehnte? nutzte den Vorteil des schwindenden Einflusses China im 1911 beginnenden Kollaps dessen Monarchie, um faktisch der vollst?ndigen nationalen Unabh?ngigkeit Tibets von China Geltung zu verschaffen. Ein Fakt, den die Tibeter von jeher als Tatsache erachtet haben.?

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
(Clarke, 2006, S. 137)

?Manche m?gen sich vielleicht fragen, wie die Herrschaft des Dalai Lama im Vergleich mit europ?ischen oder amerikanischen Regierungschefs einzusch?tzen ist. Doch ein solcher Vergleich w?re nicht gerecht, es sei denn, man geht mehrere hundert Jahre in der europ?ischen Geschichte zurück, als Europa sich in demselben Zustand feudaler Herrschaft befand, wie es in Tibet heutzutage der Fall ist. Ganz sicher w?ren die Tibeter nicht glücklich, wenn sie auf dieselbe Art regiert würden wie die Menschen in England; und man kann wahrscheinlich zu Recht behaupten, dass sie im Gro?en und Ganzen glücklicher sind als die V?lker Europas oder Amerikas unter ihren Regierungen. Mit der Zeit werden gro?e Ver?nderungen kommen; aber wenn sie nicht langsam vonstatten gehen und die Menschen nicht bereit sind, sich anzupassen, dann werden sie gro?e Unzufriedenheit verursachen. Unterdessen l?uft die allgemeine Verwaltung Tibets in geordneteren Bahnen als die Verwaltung Chinas; der tibetische Lebensstandard ist h?her als der chinesische oder indische; und der Status der Frauen ist in Tibet besser als in beiden genannten L?ndern.?

Sir Charles Bell, »Der Große Dreizehnte:
Das unbekannte Leben des XIII. Dalai Lama von Tibet«,
Bastei Lübbe, 2005, S. 546

Der Dreizehnte Dalai Lama:
Beurteilungen seiner Herrschaft

?War der Dalai Lama im Gro?en und Ganzen ein guter Herrscher? Dies k?nnen wir mit Sicherheit bejahen, auf der geistlichen ebenso wie auf der weltlichen Seite. Was erstere betrifft, so hatte er die komplizierte Struktur des tibetischen Buddhismus schon als kleiner Junge mit ungeheurem Eifer studiert und eine au?ergew?hnliche Gelehrsamkeit erreicht. Er verlangte eine strengere Befolgung der m?nchischen Regeln, veranlasste die M?nche, ihren Studien weiter nachzugehen, bek?mpfte die Gier, Faulheit und Korruption unter ihnen und verminderte ihren Einfluss auf die Politik. So weit wie m?glich kümmerte er sich um die zahllosen religi?sen Bauwerke. In summa ist ganz sicher festzuhalten, dass er die Spiritualit?t des tibetischen Buddhismus vergr??ert hat.

Auf der weltlichen Seite stärkte er Recht und Gesetz, trat in engere Verbindung mit dem Volk, führte humanere Grundsätze in Verwaltung und Justiz ein und, wie oben bereits gesagt, verringerte die klösterliche Vorherrschaft in weltlichen Angelegenheiten. In der Hoffnung, damit einer chinesischen Invasion vorbeugen zu können, baute er gegen den Widerstand der Klöster eine Armee auf; vor seiner Herrschaft gab es praktisch keine Armee. In Anbetracht der sehr angespannten tibetischen Staatsfinanzen, des intensiven Widerstands der Klöster und anderer Schwierigkeiten hätte er kaum weiter gehen können, als er es tat.

Im Verlauf seiner Regierung beendete der Dalai Lama die chinesische Vorherrschaft in dem großen Teil Tibets, den er beherrschte, indem er chinesische Soldaten und Beamte daraus verbannte. Dieser Teil Tibets wurde zu einem vollkommen unabhängigen Königreich und blieb dies auch während der letzten 20 Jahre seines Lebens.«

Sir Charles Bell in (Bell 2005: 546-47)

Der Vierzehnte Dalai Lama,
Tenzin Gyatso

Der Vierzehnte Dalai Lama, Tenzin Gyatso

?Der jetzige vierzehnte Dalai Lama (Tenzin Gyatso) wurde 1935 geboren. Die Chinesen besetzten Tibet in den frühen 1950er Jahren, der Dalai Lama verlie? Tibet 1959. Er lebt jetzt als Flüchtling in Dharamsala, Nordindien, wo er der Tibetischen Regierung im Exil vorsteht. Als gelehrte und charismatische Pers?nlichkeit, hat er aktiv die Unabh?ngigkeit seines Landes von China vertreten. Durch seine h?ufigen Reisen, Belehrungen und Bücher macht er den Buddhismus bekannt, engagiert sich für den Weltfrieden sowie für die Erforschung von Buddhismus und Wissenschaft. Als Anwalt einer ?universellen Verantwortung und eines guten Herzens?, erhielt er den Nobelpreis im Jahre 1989.?

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
(Clarke, 2006, S. 137)

Moralische Legitimation
der Herrschaft Geistlicher

Für Sobisch ist die moralische Legitimation der Herrschaft Geistlicher ?außerordentlich zweifelhaft?. Er konstatiert:

?Es zeigte sich auch in Tibet, da? moralische Integrit?t nicht automatisch mit der Zugeh?rigkeit zu einer Gruppe von Menschen erlangt wird, sondern allein auf pers?nlichen Entscheidungen basiert. Vielleicht sind es ?hnliche überlegungen gewesen, die den derzeitigen, vierzehnten Dalai Lama dazu bewogen haben, mehrmals unmi?verst?ndlich zu erkl?ren, da? er bei einer Rückkehr in ein freies Tibet kein politische Amt mehr übernehmen werde. Dies ist, so meine ich, keine schlechte Nachricht. Denn dieser Dalai Lama hat bewiesen, da? man auch ohne ein international anerkanntes politisches Amt inne zu haben durch ein glaubhaft an ethischen Grunds?tzen ausgerichtetes beharrliches Wirken einen enormen Einfluss in der Welt ausüben kann.?

Jan-Ulrich Sobisch,
Lamakratie - Das Scheitern einer Regierungsform (PDF), S. 190,
Universität Hamburg